IG Metall-Aktionstag

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07.10.2015 IG Metall-Aktionstag gegen missbräuchlichen Einsatz von Werkverträgen / Politik soll Gesetze konsequent umsetzen.

Mehrere zehntausend Beschäftigte haben auf einem Aktionstag der IG Metall an allen deutschen Automobilstandorten gegen den missbräuchlichen Einsatz von Werkverträgen zum Lohndumping demonstriert und die Politik aufgefordert, die im Koalitionsvertrag angekündigten Gesetze konsequent umzusetzen. Die IG Metall fordert deshalb den Gesetzgeber auf, den Missbrauch wirksam zu verhindern. Dazu seien bessere Informationsrechte der Betriebsräte im Einsatzbetrieb nötig. Der Arbeitgeber müsse verpflichtet werden, den Betriebsrat über eingesetzte Werkverträge und den jeweiligen beauftragten Betrieb zu informieren. Nötig seien außerdem erweiterte Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte, da Werkverträge bestehende Stammarbeitsplätze verdrängen können. Und es brauche endlich klare Kriterien - wie im Koalitionsvertrag vorgesehen -, um Werkverträge gegenüber Arbeitnehmerüberlassung und Soloselbstständigkeit abzugrenzen.

Bei dem heutigen Aktionstag sei nicht nur die Politik im Visier, sondern auch die Unternehmen, sagte Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Donnerstag in Leipzig. Für alle industrienahen Dienstleistungen müssten die Unternehmen vernünftige Tarifverträge mit der IG Metall abschließen. Erste Erfolge konnte die IG Metall bereits bundesweit erzielen. Auf zwei Kundgebungen wies Wetzel darauf hin, dass es allein in neun Leipziger Werksvertragsunternehmen für rund 2.500 Beschäftigte Tarifverträge mit der IG Metall gebe. "Damit hat die IG Metall Leipzig Pionierarbeit geleistet und neue Standards gesetzt", sagte Wetzel. So wolle BMW zukünftig den Logistikdienstleistern Vorrang einräumen, die einen Firmentarifvertrag mit der IG Metall vorweisen können. "Ich bin zuversichtlich, dass wir bei Porsche ähnliches hinbekommen", kündigte der Gewerkschafter an. Zugleich wies Wetzel darauf hin, dass die IG Metall nicht grundsätzlich gegen Werkverträge sei, "sondern gegen die Werkverträge, die ausschließlich dafür genutzt werden, um Löhne zu senken und Arbeitsbedingungen zu verschlechtern."

Gegen eine zunehmende Auslagerung von Tätigkeiten, die zur Kernkompetenz eines Unternehmens gehören, sprach sich auch Jörg Hofmann, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, aus. "Die Unternehmen machen sich durch die Fremdvergaben hübsch schlank und streichen ordentliche Profite ein: Die billigste Werkvertragsfirma bekommt den Zuschlag", sagte Hofmann in Stuttgart. So würden in der Automobilbranche über 150.000 Arbeitsplätze in den Tätigkeitsbereichen Industrielogistik, Entwicklungsdienstleistung und Industrieservice ausgelagert und fremdvergeben. Die Leidtragenden seien die Werkvertragsbeschäftigten. Beispielsweise könne ein Materialversorger mit dem Mindestlohn lediglich die Hälfte des Tariflohnes erhalten. Dazu komme weniger Urlaub und eine schlechte Alterssicherung. "Die Differenzen streichen die Unternehmen als Extraprofite ein und stehlen sich komplett aus jeder sozialen Verantwortung", kritisierte der Gewerkschafter.

Laut einer aktuellen Umfrage der IG Metall haben über 4.000 Betriebsräte angegeben, dass inzwischen mehr als zwei Drittel der Unternehmen Werkverträge vergeben. Damit habe sich seit 2012 der Trend zum Outsourcing mehr als verdoppelt.

Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.igmetall.de/presse

Letzte Änderung: 30.09.2015