Altersteilzeit - wie gehts weiter?

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01.07.2008 Große Tarifkommission setzt auf regionale Gespräche zu Altersteilzeit

Die IG Metall Baden-Württemberg will noch vor Beginn der Entgelt-Tarifrunde eine Neuregelung der Altersteilzeit für die Metall- und
Elektroindustrie erzielen, um einen Arbeitskampf abzuwenden. Die Große Tarifkommission verabschiedete am Montag in Sindelfingen eine entsprechende Resolution, in der weitere Gespräche in Baden-Württemberg verlangt werden. Eine Lösung soll demnach noch im Juli oder August gefunden werden.

Der IG Metall-Vorstand, der an diesem Dienstag in Frankfurt tagt, solle dem Bezirk das Mandat dazu erteilen. Das Konzept zentraler Verhandlungen, die in eine Region delegiert werden, sei gescheitert. Die Gespräche waren am vergangenen Freitag in Böblingen in der siebten Runde abgebrochen worden.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt lobte die Bereitschaft der IG Metall zu weiteren Gesprächen: "Ich begrüße, dass die Gewerkschaft im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie die Tür für eine Verhandlungslösung nicht zuschlägt." Allerdings seien Rechtsansprüche auf Altersteilzeit im von der IG Metall geforderten Umfang nicht akzeptabel. Es müsse eine Lösung gefunden werden, die die demografische Entwicklung in den Betrieben berücksichtige, die zunehmend auf die Mitarbeit Älterer angewiesen seien. Die Gewerkschaft müsse auf Basis der Angebote der Metall-Arbeitgeber eine Lösung anstreben, statt die Branche mit einem Arbeitskampf zu belasten.

IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann erläuterte, die bisherigen Treffen seinen mit "Details aus x-Tarifbezirken" belastet gewesen. Nach diesem erfolglosen Versuch müsse man wieder zur "normalen Übung zurückkehren", bei der die einzelnen Tarifbezirke einen Pilotabschluss unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten übernehmen. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall sieht die Rückkehr zu regionalen Verhandlungen allerdings kritisch.

Die Gewerkschaft schiebt die Schuld für das Scheitern der Gespräche auf die Arbeitgeber, denn sie hätten am Freitag einen zuvor gefundenen Kompromiss bei der Definition der Anspruchsberechtigten für die Altersteilzeit wieder zurückgenommen. Nach Angaben der Gewerkschaft hätten die Arbeitgeber einen Zugang nur für besonders belastete Arbeitnehmer zugelassen; Facharbeiter, Angestellte und Ingenieure hätten damit gar keinen Anspruch auf Altersteilzeit gehabt. Die Tarifkommission betonte: "Die IG Metall wird keinen Abschluss akzeptieren, der nicht allen Beschäftigtengruppen in jedem Betrieb einen Zugang zur Altersteilzeit ermöglicht."

Südwestmetall wies die Darstellung der Gewerkschaft zurück und schob die Schuld für das Scheitern auf die IG Metall: Im Laufe der Verhandlungen hätten beide Seiten gemeinsam mehrere Stellschrauben verändert, um einen Kompromiss zu finden. Die IG Metall sei jedoch nicht bereit gewesen, diesem Weg dann auch zu folgen - möglicherweise ohne zu bedenken, dass sie mit ihrem Vorgehen die bereits erzielte Verständigung in anderen Punkten wieder infrage stellt.

Die Vorwürfe der Gewerkschaft seien "nicht nachvollziehbar und ihrer Schärfe völlig inakzeptabel". An diesem Mittwoch will Südwestmetall gemeinsam mit seinen Schwesterverbänden im tarifpolitischen Vorstand von Gesamtmetall über die nächsten Schritte entscheiden.

In der mit nur einer Gegenstimme verabschiedeten Erklärung der
Tarifkommission heißt es, ohne eine Lösung am Verhandlungstisch werde der Konflikt auf Urabstimmung und Arbeitskampf zugespitzt. Die 180 Betriebsräte und Vertrauensleute forderten die Bezirksleitung auf, ein Arbeitskampfkonzept zu erarbeiten.

Zudem kündigte das Gremium die Tarifverträge über Entgelte zum 31. Oktober. IG Metall-Chef Hofmann betonte, dies sei keine "gezielte Aktion, sondern der formalen Notwendigkeit geschuldet". Beide Seiten wollen verhindern, dass das Thema Altersteilzeit in die im September beginnenden Verhandlungen um eine Einkommenserhöhung hineinragt.

Letzte Änderung: 01.07.2008