Pressemitteilung

IG Metall: Pressemitteilung

01.09.2023 DGB-Jugend fordert mehr Azubiwohnheime - Ausbildungsbetriebe und berufliche Schulen müssen besser erreichbar sein

Am 1. September beginnt das neue Ausbildungsjahr. Für viele Jugendliche bedeutet das auch den Eintritt in das Berufsleben.

Leonie Knoll, Bezirksjugendsekretärin beim DGB Baden-Württemberg: "Obwohl die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg im Bundesvergleich gut ist, sind wir von einem auswahlfähigen Ausbildungsangebot weit entfernt. Zudem bestehen erhebliche regionale Unterschiede, und nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze und beruflichen Schulen sind von Bewerber*innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos erreichbar. Häufig scheitert der Antritt einer Ausbildung auch an fehlendem bezahlbarem Wohnraum."

Deshalb dringt der DGB darauf, Hürden bei Mobilität und Wohnen abzubauen. Politik und Arbeitgeber müssten mehr tun, um Jugendlichen den Weg ins Berufsleben zu ebnen - und so den Fachkräftemangel zu lindern.

Knoll weiter: "Das Recht auf freie Berufswahl können junge Menschen nur wahrnehmen, wenn auch die benötigte Infrastruktur vorhanden ist. Wenn man wegen fehlender Wohnmöglichkeiten erst mal weite Strecken pendeln muss, um für ein paar hundert Euro eine Ausbildung zu beginnen, überlegt man sich das natürlich sehr gut."

Das von der Landesregierung eingeführte Jugendticket BW und das Bund-Länder-Programm "Junges Wohnen" seien zwar Schritte in die richtige Richtung, allerdings reichten beide Maßnahmen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Aktuell stellt das Land für das "Junge Wohnen" rund 88 Millionen Euro zur Verfügung für den Bau von Studierenden- und Auszubildendenwohnheimen.

Die DGB-Jugend appelliert an die Betriebe, sich stärker beim Thema Azubiwohnen zu engagieren, etwa, indem sie sich an der Finanzierung von Azubiwohnheimen beteiligen. "Das ist ein wirkungsvoller Beitrag gegen den Fachkräftemangel", sagt Knoll.

Sie mahnt, die Ausbildungsinteressierten, die bisher noch keine Zusage haben, nicht zu vergessen. Zu Beginn des Ausbildungsjahres 2023 haben in Baden-Württemberg mehr als 14.000 junge Menschen, die sich bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet haben, weder einen passenden Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden.

Die DGB-Jugend weist noch auf einen anderen Befund hin: Laut einer aktuellen Studie des IAB haben im Land zwischen 2013 und 2021 mehr als 236.000 Menschen zwischen 15 und 25 Jahren eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen, ohne über eine abgeschlossene Ausbildung zu verfügen. Mehr als ein Drittel dieser jungen Menschen bleibt auch langfristig ohne beruflichen Abschluss. Stark betroffen sind hier Hauptschüler*innen.

"Es gibt in Baden-Württemberg immer noch keine Datengrundlage über Schulabgänger*innen. Es passt nicht zu den Klagen der Arbeitgeber über fehlende Fachkräfte, wenn tausende Jugendliche einfach verloren gehen, weil sie nach ihrem Schulabschluss nirgendwo mehr auftauchen - und entsprechend nicht gefördert werden können", kritisiert die DGB-Bezirksjugendsekretärin.

Ein Auffangnetz könne vom kommenden Jahr an die Ausbildungsgarantie sein. Leonie Knoll: "Das die Ausbildungsgarantie kommt, ist unser Erfolg. Junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb gefunden haben, bekommen ein Recht auf eine außerbetriebliche Ausbildung, hauptsächlich in Regionen mit zu wenigen Ausbildungsplätzen. Dies sollte aber die Ultima Ratio sein. Der Fokus muss weiterhin auf der praktischen Erfahrung in betrieblichen Ausbildungen liegen."

Ansprechpartnerin:
Leonie Knoll, Bezirksjugendsekretärin des DGB Baden-Württemberg (mobil 0170 5623230 oder leonie.knoll@dgb.de)

Letzte Änderung: 01.09.2023