Pressemitteilung

IG Metall: Pressemitteilung

12.06.2023 DGB mahnt Stärkung der betrieblichen Ausbildung gegen den Fachkräftemangel an

Zur Debatte um fehlende Fachkräfte und rückläufige betriebliche Ausbildungszahlen erklärt Kai Burmeister, Vorsitzender des DGB Baden-Württemberg: "Die duale Ausbildung befindet sich in Baden-Württemberg auf dem Rückzug. Wie eine neue Bertelsmann-Studie aufzeigt, sind die abgeschlossenen betrieblichen Ausbildungsverträge seit 2011 von 78.942 auf 65.253 im Jahr 2021 zurückgegangen - ein Minus von mehr als 17 Prozent. Das ist eindeutig die falsche Richtung. Statt weniger brauchen wir in den Betrieben mehr Ausbildung, um Klimawandel und Digitalisierung bewältigen zu können.

Mit einem schleichenden Rückzug aus der dualen Berufsausbildung lässt sich der drohende Mangel an Fachkräften sicher nicht beheben. Leider beobachten wir einen sinkenden Anteil von Unternehmen, die Ausbildungsplätze anbieten (2012: 22,4 Prozent zu 2021: 20,4 Prozent). Zu viele Unternehmen ziehen sich zurück, seit 2012 haben 4000 Betriebe die duale Ausbildung fallengelassen. Als DGB lautet unsere klare Aufforderung an die Unternehmen: Jetzt wieder mehr ausbilden.

Zur Stärkung der Ausbildung im Südwesten müssen wir neue Wege gehen. In Bremen wurde ein Ausbildungsfonds beschlossen, der alle Unternehmen für die Ausbildung in die Pflicht nimmt und gleichzeitig ausbildende Betriebe finanziell unterstützt. Jetzt ist es an der Zeit, sich in Baden-Württemberg dieses Modell anzuschauen. Als DGB schlagen wir Politik, Unternehmen und Gewerkschaften eine ergebnisoffene Debatte über einen baden-württembergischen Ausbildungsfonds noch in diesem Sommer vor.

Die Bertelsmann-Studie zeigt die mangelnde Integration von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung als das zentrale Defizit rund um die Berufsausbildung. Wir müssen jetzt darüber sprechen, dass sich für Schulabgänger*innen mit Haupt- und Werkrealschulabschluss in den vergangenen Jahren die Chance auf eine Ausbildung stark reduziert haben. Im Ergebnis hat heute nahezu jede und jeder siebte junge Erwachsene keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Kein Jugendlicher darf verloren gehen, das ist unser Anspruch. Die Realität wird diesem Anspruch nicht gerecht."

Hintergrund:
Der kürzlich vorgestellte "Ausbildungsmonitor 2023" der Bertelsmann Stiftung stellt in einem Zehn-Jahres-Vergleich für Baden-Württemberg deutliche sinkende Ausbildungszahlen im dualen System fest. Monitor Ausbildungschancen 2023 (bertelsmann-stiftung.de)

Ähnliche Befunde ergeben sich aus dem jüngst vorgestellten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung. Wurden in Baden- Württemberg 2009 noch 72.156 neue betriebliche Ausbildungsverträge abgeschlossen, waren es 2022 nur noch 64.333. berufsbildungsbericht-2023-kabinettfassung.pdf (bmbf.de)

Letzte Änderung: 12.06.2023