Pressemitteilung

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15.02.2023 Immer noch erhebliche Qualitätsprobleme in der dualen Ausbildung

Zugang zur Berufsorientierung muss verbessert werden

Ausbildungsfremde Tätigkeiten, unbezahlte Überstunden, ungewisse Zukunft: für viele Auszubildende ist das Alltag. Zu diesen Ergebnissen kommt der Ausbildungsreport Baden-Württemberg 2022, den die DGB-Jugend Baden-Württemberg erstellt hat. Er fußt auf der Befragung von rund 450 Auszubildenden, die einen der 25 häufigsten Ausbildungsberufe erlernen. Der Report, der alle zwei Jahre erstellt wird, ist ein Gradmesser für die Qualität der Ausbildung im Südwesten.

Insgesamt sind rund 70 Prozent der Befragten mit ihrer Ausbildung zufrieden. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Während es sehr hohe Zufriedenheitsraten bei den Industriemechaniker*innen, Kfz-Mechatroniker*innen und Fachinformatiker*innen gibt, ist in der Hotellerie und dem Einzelhandel nur noch die Hälfte der Befragten zufrieden mit ihrer Ausbildung. An diesem Befund hat sich im Vergleich zum vorigen Report von 2019 nichts Wesentliches geändert.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Probleme und Verstöße in der Ausbildungswelt nach wie vor auf hohem Niveau sind.

Fast die Hälfte der Auszubildenden (46,1 Prozent) muss regelmäßig Überstunden machen. Dieser Wert hat sich im Vergleich zu 2019 kaum verändert. Von den Betroffenen bekommen 15 Prozent keinen Ausgleich für die geleisteten Überstunden. Weitere 16 Prozent müssen regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten. Knapp einem Drittel liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor.

Kai Burmeister, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg: "Jeder junge Mensch hat die Chance auf eine Berufsausbildung verdient. Unsere Gesellschaft darf es sich nicht leisten, dass immer noch ein erheblicher Teil der Schulabgänger*innen durch alle Raster fällt. In Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels ist das verantwortungslos. Als DGB pochen wir auf die Ausbildungsgarantie für alle Ausbildungsinteressierten. Ebenso pochen wir darauf, dass die weit verbreiteten Defizite bei der Ausbildungsqualität behoben werden. Hier sind die Arbeitgeber*innen gefragt. Branchen, in denen die Qualität der Ausbildung stimmt, haben keine Probleme, ausreichend Nachwuchs zu finden. Wo es mit der Qualität hapert, sind die Bewerberzahlen niedriger und die Abbruchquoten höher."

Themenschwerpunkt des aktuellen Ausbildungsreportes ist die berufliche Orientierung und der damit verbundene Zugang zu einer Ausbildung. Ohne eine hochwertige Berufsorientierung und eine intensive Berufsberatung haben es junge Menschen schwerer, in eine passende Ausbildung zu kommen. Angesichts des schleichenden Bedeutungsverlustes der dualen Berufsausbildung in den vergangenen Jahrzehnten ist hier dringender Handlungsbedarf gegeben. Ein Ergebnis des Reports: Je höher der Schulabschluss der Befragten ist, desto schlechter bewerten sie die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen. Da immer mehr Jugendliche mit höheren Abschlüssen eine Ausbildung machen, sind diese Zahlen besorgniserregend.

Leonie Knoll, Bezirksjugendsekretärin des DGB Baden-Württemberg: "Wir brauchen auch in Baden-Württemberg ein Netz an Jugendberufsagenturen, die in enger Zusammenarbeit mit den Schulen jungen Menschen den Weg in die Arbeitswelt ebnen. Die Weichen müssen von Anfang an richtig gestellt werden: Je weniger der schlussendlich ergriffene Ausbildungsberuf den Wunschvorstellungen entspricht, desto unzufriedener sind junge Menschen mit ihrer Ausbildung. Für uns als Gewerkschaftsjugend ist klar: Nur durch eine hohe Qualität der Ausbildung in allen Branchen und Betrieben können junge Menschen ihr Recht auf freie Berufswahl wahrnehmen. Dieses muss mit einer Ausbildungsgarantie gesetzlich abgesichert werden."

Ansprechpartnerin:
Leonie Knoll, Bezirksjugendsekretärin (mobil 0170 5623230 oder leonie.knoll@dgb.de)

Anhang:

Ausbildungsreport

Ausbildungsreport

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Letzte Änderung: 15.02.2023