Neuer Tarifvertrag bei Wieland

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14.12.2021 Rund 1500 Beschäftigte der Ulmer Unternehmensgruppe Wieland sind spätestens ab April 2023 wieder tarifgebunden

Ulm/Villingen/Stuttgart. Rund 1500 Beschäftigte der Ulmer Unternehmensgruppe Wieland sind spätestens ab April 2023 wieder tarifgebunden, die entsprechenden Verträge wurden kürzlich unterzeichnet. Damit profitieren sie beispielsweise von einer Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit von 37 auf 35 Stunden bei gleicher Entlohnung. Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, begrüßt den beschlossenen Verbandseintritt ausdrücklich: "Das ist ein wichtiges Bekenntnis zum Flächentarif und schafft Sicherheit in bewegten Zeiten. Tarifverträge, Mitbestimmung und die Einbeziehung der Beschäftigten sind die Voraussetzungen, um gut durch die Transformation zu kommen und die Herausforderungen der Zukunft zu meistern."

Wieland war 1963 aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten, hatte sich in der Vergangenheit aber überwiegend an den Flächentarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg orientiert. Im Frühjahr 2021 informierten IG Metall und Unternehmen erstmals über das Vorhaben, dem Arbeitgeberverband wieder beizutreten. Weil für die deutschen Standorte drei regional unterschiedliche Flächentarifverträge gelten (Baden-Württemberg, Bayern und NRW), konzentrierte sich Wieland zunächst auf die Ulmer Zentrale und den Standort Villingen im Südwesten.

Hohe Zufriedenheit mit dem Ergebnis im Südwesten
Das dort vereinbarte Ergebnis findet Anklang: "Die einstimmige Zustimmung der Tarif-kommission für die Standorte Ulm und Villingen und einstimmige Mitgliedervoten unterstreichen die hohe Zufriedenheit der IG Metall-Mitglieder", so der Ulmer Gewerkschaftssekretär Christoph Dreher, der die Verhandlungen geführt hat. Für weitere Standorte außerhalb Baden-Württembergs stehen Gespräche an. Dreher: "Wir haben in Baden-Württemberg den Anfang gemacht und wünschen auch den Kolleginnen und Kollegen für die Standorte Vöhringen und Langenberg erfolgreiche Verhandlungen."

Die Wieland-Gruppe mit Sitz in Ulm gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Produkten aus Kupfer und Kupferlegierungen wie etwa Halbfabrikaten aus Blechen, Rohren und Profilen. Zudem entwickelt das Unternehmen Werkstoffe und Komponenten für Zukunftsfelder wie Elektromobiliät. Weltweit beschäftigt Wieland rund 8000 Menschen, davon mehr als die Hälfte in Deutschland und circa 1300 in der Ulmer Zentrale.

Kürzere Wochenarbeitszeit und Beschäftigungssicherung
Kern des Ergebnisses im Südwesten sind Übergangregelungen von aktuellem Wieland-Entlohnungssystem zum Entgeltsystem der Metall- und Elektroindustrie sowie die Verkürzung der Arbeitszeit von 37 auf 35 Wochenstunden. Mit dem Verbandsbeitritt, spätestens zum 1. April 2023, gilt eine um zwei Wochenstunden verkürzte Arbeitszeit von dann 35 Stunden bei gleichem Monatsentgelt. Die Umstellung der Entgeltsysteme führt in keinem Fall zu Entgeltverlusten. Zudem wurde ein Ergänzungstarifvertrag zur Beschäftigungssicherung vereinbart, wonach die Betriebsparteien bei Unterauslastung phasenweise die Arbeitszeit auf bis zu 80 Prozent absenken können. Dabei reduziert sich der Entgeltanspruch lediglich auf rund 90 Prozent. Von den Tarifverträgen abweichende betriebliche Regelungen zur Altersteilzeit und zur Arbeitszeitsouveränität werden fortgeführt, da sie mindestens den tariflichen Regelungen entsprechen.

Von Januar 2022 bis zum Verbandseintritt gilt eine Überleitungsvereinbarung, in dieser Zeit werden die Vorbereitungen zur Entgeltumstellung getroffen. Martin Bucher, Betriebsratsvorsitzender der Wieland-Werke in Ulm, nennt die Tarifergebnisse "einen hart, aber fair verhandelten Kompromiss", mit dem er "voll und ganz" zufrieden sei. Auf den Betriebsrat komme nun 2022 eine Menge Arbeit zu: "Jetzt geht es um eine saubere Eingruppierung jedes einzelnen Beschäftigten."
"Mit der Unterstützung der IG Metall werden wir einen guten Übergang der bisherigen Wieland Welt in die tarifliche Welt erreichen" so Joachim Glökler, Betriebsratsvorsitzender des Wieland Standortes in Villingen.

Tarifbindung in Baden-Württemberg ausweiten
Die IG Metall Baden-Württemberg strebt weitere Vereinbarungen wie bei Wieland an, Erhalt und Ausbau der Tarifbindung sind ein wichtiges Gewerkschaftsziel. Seit 2016 bis heute profitieren in Baden-Württemberg mehr als 50.000 Beschäftigte in mehr als 140 Betrieben erstmals oder wieder von den Vorteilen einer Tarifbindung, darunter rund 10.000 dual Studierende, für die in der Metall- und Elektrotarifrunde 2021 die Tarifbindung erreicht wurde. Bezirksleiter Zitzelsberger: "Nach wie vor arbeiten in den verschiedenen IG Metall-Branchen im Südwesten mehrere Hunderttausend Beschäftigte in Betrieben ohne Tarifvertrag, das wollen wir ändern. Damit der Wandel der Arbeitswelt fair, sozial und demokratisch abläuft und noch mehr Menschen von mehr Geld, mehr Zeit und mehr Zukunft profitieren."

Letzte Änderung: 14.12.2021