Sauter wieder tarifgebunden

Presse

20.02.2018 Durchbruch nach 5 Tagen Streik: Sauter Feinmechanik wieder tarifgebunden IG Metall Baden-Württemberg forciert Anstrengungen für mehr Tarifbindung

Stuttgart/Metzingen:
Der IG Metall und den Beschäftigten der Firma Sauter Feinmechanik in Metzingen ist es gelungen, die Tarifbindung für das Unternehmen wieder herzustellen. Nach der Urabstimmung am 31. Januar waren ab dem 1. Februar insgesamt fünf Streiktage und weitere 36 Stunden Verhandlung nötig, um den Durchbruch zu erzielen. Sauter Feinmechanik ist Spezialist für Werkzeugträgersysteme und hat rund 350 Beschäftigte.
Michael Bidmon, Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer der zuständigen IG Metall Reutlingen-Tübingen: "Der engagierte Einsatz der Belegschaft hat sich gelohnt. Die Tarifbindung bringt den Beschäftigten Sicherheit, klare tarifliche Ansprüche und Einkommenssteigerungen. Zwar hatten wir angesichts der Minustemperaturen während des Arbeitskampfes manchmal kalte Füße vor dem Tor, aber alle waren heiß auf die Tarifbindung. Erst diese Entschlossenheit hat die Geschäftsführung in Sachen tariflich garantierte Arbeitsbedingungen wieder zur Vernunft gebracht."
Das Tarifergebnis sieht unter anderem vor, dass sämtliche IG Metall Tarifverträge bei Sauter wieder in Kraft treten, es bei allen tariflichen Neuregelungen einen Mechanismus zur Anbindung an die Fläche gibt und das Entgelt der Beschäftigten steigt. Und zwar ab Mai 2018 um 1,5 Prozent, ab Januar 2019 um 1,2 Prozent und im Januar 2020 um weitere 1,2 Prozent. Im April 2018 gibt es darüber hinaus 250 Euro Einmalzahlung (Azubis 70 Euro).
Im Sommer 2017 hatte Sauter Feinmechanik den Austritt aus dem Arbeitgeberverband erklärt. Seitdem verweigerte sich die Geschäftsleitung sämtlichen Versuchen der IG Metall, über die Wiederherstellung der Tarifbindung ins Gespräch zu kommen und provozierte so die Eskalation. Bei der Abstimmung über das Tarifergebnis am gestrigen Montag stimmten 94,2 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Sauter für die Annahme.
Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall im Südwesten: "Tarifverträge bedeuten Sicherheit für die Beschäftigten, insofern hat die Belegschaft bei Sauter ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Gut für die Beschäftigten selbst, aber auch vorbildhaft für eine gerechte Arbeitswelt mit klaren tariflichen Rechten für alle."
In den nächsten Monaten wird die IG Metall Baden-Württemberg ihren Einsatz verstärken, um mehr Betriebe in die Tarifbindung zu bringen. "Beschäftigte in nicht tarifgebundenen Betrieben verdienen bei gleicher Qualifikation rund 20 Prozent weniger; sie arbeiten im Schnitt vier Stunden länger in der Woche und haben sechs Tage weniger Urlaub als ihre Kollegen mit Tarifvertrag", so Zitzelsberger. In den vergangenen zwei Jahren hat die IG Metall Baden-Württemberg im Rahmen ihrer Kampagne "Mehrwert mit Tarif" bereits über 70 Betriebe mit mehr als 25.000 Beschäftigten in die Tarifbindung gebracht.
Zudem nimmt die IG Metall die Aussage im Koalitionsvertrag "Wir wollen... die Tarifbindung stärken" (Zeile 2328f.) zum Anlass, um von den potenziellen Regierungsparteien entsprechende Initiativen einzufordern. Zitzelsberger: "Die Absichtserklärung im Koalitionsvertrag geht in die richtige Richtung. Damit Beschäftigte davon profitieren, muss die Politik den Worten Taten folgen lassen und die Tarifbindung mit konkreten Maßnahmen fördern."

Letzte Änderung: 20.02.2018